Blog meiner 1. Japanreise, Teil III
Ünking
Die hier abgebildeten Bahnen
sind 50er Jahre Mühlen! Das erstaunliche ist nur: unter den Töpfen
auf dem Dach sind Ventilatoren, die sich mit mehreren Gelenken in der Bahn
drehen.
Das Ergebnis. Es ist super angenehm in der Bahn. Wenn es heiß ist,
wahrscheinlich der angenehmste Platz in ganz Japan. Das schafft auch der
neueste und bestklimatisierteste Zug nicht.
Japan hat ein vorbildliches Bahnsystem. Verspätungen gibt es keine. Die Züge halten zentimetergenau mit definierten Ein und Aussteigepositionen, an denen man sich anstellt. Die Züge fahren sekundengenau ab.
Das wäre jedoch alles zu schön, deshalb hat man ähnlich wie in Deutschland auch in Japan wirksame und effektive Methoden entwickelt Fahrgäste zu verärgern. Dieser Sport heißt Ünking.
In Japan bezahlt man normalerweise beim Aussteigen im Bahnhof. Als Ünking, das habe ich zumindest immer verstanden, als Ünking bezeichnet man nun den Umstand, dass man abhängig von Bahnhof und Tageszeit beim Fahrer des Zuges bezahlen muss. Hat eine Station schon geschlossen oder kein Personal, dann werden zur Sichtung der Karten eben einfach nur bestimmte Türen geöffnet.
Die übrigen Türen bleiben also verschlossen und die sportliche Leistung beginnt mit einem kurzen und heftigen Sprint duch den nicht immer leeren Zug. Dieses Katz und Mausspiel wurde natürlich nicht nur für Ältere, Schwerhörige und Ausländer erfunden. Nein es betrifft auch den normalen Gast, schließlich muß der normale Fahrgast auch seine Ladung abbekommen.
Hierzu werden diverse Bänder dann an wirklich jeder Station nach dem Terroprinzip wiederholt, bis die Leute nachts aus dem Bett springen. Ein ohnehin gängies Prinzip. Also zunächst das Band, dass an einigen Stationen geunkt wird. Dann das Band an welchen Türen und schließlich folgen weitere Bänder und Ansagen. Alles muss dann selbstverständlich an jeder Station vollständig abgespielt werden, auf der Fahrt wird es also nicht langweilig.
Als Ergänzung gibts dann noch das Kommando Subete doa (alle Türen), das ist der Joker, und meint alle Türen. Die dann auch meistens aufgehen. Also bei uncken sprinten bei subete setzen. Glücklicherweise habe ich meine Standorte gut gewählt, und nur am Bahnhofsausgang geunkt.
Aber auch das warten auf einen Zug kann Schäden hinterlassen. Im Bahnhof wurde vor der Einfahrt eines Zuges ein sich ständig wiederholendes Band abgespielt. Welches nach einer schrillen und aufmerksamkeitserregenden Tonfolge davor warnt, dass einfahrende Züge gefährlich sind. Um sicherzustellen, dass die Leute nachts aus dem Bett springen wird das Band dann bereits zehn bis fünfzehn Minuten vor der Einfahrt der Bahn gespielt. Schließlich stellt ständige Wiederholung eins der besten Mittel dar, dass die Leute auch aufmerksam bleiben und alles verinnerlichen. Selbst Ausländer werden nicht verhindern können, das sie die Ansagetexte in ihr Heimatland mitnehmen und für immer in Ihrem Kopf behalten.
Glücklicherweise war es in den meisten anderen Bahnlinien nicht so übel.
Das Terrorprinzip wird jedoch in ganz Japan angewendet und beschränkt sich durchaus nicht nur auf die Bahn. Beispielsweise wird im Flughaven von Osaka ein Bahnhofsparkplatz fortwährend und in voller Lautstärke mit der Stimme eines Getränkeautomaten beschallt u.s.w.
Heijokyo
Die erste große
Hauptstadt Japans war in Nara. Es war Heijokyo. Diese wurde nach chinesischem
Vorbild gebaut. Es war eine gigantische Stadtanlage mit gigantischem Palast,
die durch ganz Nara verlief und noch heute aus dem Luftbild zu erkennen ist.
Dieses Bild stammt von einem Einkaufszentrum. Das tolle an diesem Bild ist, es demonstriert etwas ganz besonderes, dessen Bedeutung erst auf den zweiten Blick sichtbar ist. Die kultivierbaren Flächen in Japan sind spährlich. Das hier ist ein Plateau. Dieses Plateau oder besser gesagt das Nara Becken (盆地, ぼんち, Bunchi) ist erst mit der Einführung des Nassreisanbaus zur Goldgrube geworden. Ein Plateau mit bergseitiger Regulierbarkeit des Wasserhaushaltes. Sowas dürfte in Japan kaum nochmal zu finden sein. Kein Wunder dass hier eine Kultur entstehen konnte.
Suzakumon
Das Herzstück der von
Heijokyu ist die Palastanlage. Heijokyo gibt es nicht mehr. Dort wo die
Palastanlage der alten Hauptstadt befand, befindet sich nur noch ein riesiges
Feld, einige Fundamente und vermutlich genug für Generationen von
Archäologen.
Der für alle symbolisch sichtbare Eingang zum Palast, das große
Südtor wurde nach alten Plänen wieder aufgebaut. Es wurde nach dem
Beschützer des Südens (minamiNoMamori), dem roten Vogel (Susaku)
benannt ist und heißt Suzaku-mon.
Dahinter ca. einen Kilometer weiter befindet sich dann die offizielle
Residenzhalle Daigokuden und damit das Ende der Stadt. Das Gerüst ist
durch das Torr sichtbar.
Wenn man da einmal Fotos gemacht hat, wird man es nie wieder in seiner
Größe unterschätzen. Ziemlich großer Vorplatz für
ein Hauptgebäude!